Das Festland Rügen, welches sich von der Trebel und der Recknitz bis zum Sund erstreckt, bildete seit 1194 gemeinsam mit der Insel Rügen das „Fürstentum Rügen“. Die sich nach der Erstürmung des Tempels von Arkona (1168) zum Christentum bekennenden Rügenfürsten begannen anschließend mit der Christianisierung ihrer Ländereien.
Starkow gehört zu den frühen Dorfkirchen im Zentrum des festländischen Rügen. In der ersten schriftlichen überlieferten Urkunde, dieser Gegend „verkauft“ der Rügenfürst Witzlaw I. im Jahre 1242 die Dörfer Starcowe, Rettbutitz, Carnin und Vilegust, sowie 30 Hegerhufen jenseits der Bartik (Barthe) an den Magister Ivan. Mit dem Kirchenbau wird sehr wahrscheinlich ebenfalls schon 1242 durch Magister Ivan (Iven) von Starkow begonnen, dem von Witzlaw das Patronat der zu erbauenden Kirche im Dorf an der Barthe vieliehen worden war.
Die Kirche überrascht durch ihre Größe. Sie ist 31,55 m lang, 21 m breit und die Gewölbehöhe beträgt 12,58 m. Der älteste Bauteil der Kirche ist das Langhaus. Erbaut als dreischiffige und dreijochige Basilika weist sie die Merkmale des „Übergangsstils“ von der Romanik zur Gotik (bis etwa 1250) auf.
Als Weihname für den Kirchbau findet sich St. Jürgen, die neiderdeutsche Form von St. Georg. Alte Flurbezeichnungen, wie St. Jürgens Acker und St. Jürgens Wiese sind bis heute um Starkow bekannt.
Das älteste Ausstattungsstück, die aus skandinavischem Mamor bestehende Taufe, ist aus früher Zeit und zeigt ebenfalls romanische Merkmale.
Um 1300 wurde der Chor mit fünfseitigen Schluß und großen spitzbogigen Fenstern angebaut. Der Chorraum zeigt Merkmale der frühgotischen Stils (in der hiesigen Region bis etwa 1300). Das Mauerwerk ist mit verhältnismäßig reichem Dekor versehen. Ein Spitzbogenfries mit Verwendung unglasierter und glasierter Formziegel zieht sich unter der Taufe entlang. Eine weitere Gliederung wird durch effektvoll eingesetzte Putzflächen erreicht.
Vor dem westlichen Giebel sind noch Fundamente eines abgetragenen vermutlich hölzernen Turms vorhanden. Auf der schwedischen Matrikelkarte von 1693 wird die Kirche mit Turm gezeichnet. Von Turmresten wird in den Kirchenbüchern des 19. Jahrhunderts berichtet.
Der Bau einer so großen und verzierten Backsteinkirche ist für den heute kleinen Ort überraschend. Die Verkehrslage der frühen slawischen Siedlung Starkow am Knotenpunkt der alten Wege von Damgarten nach Stralsund und von Barth an die Heerstraße Sund-Tribsees, dürfte von Bedeutung gewesen sein.
Nach einer von Palleske (Pastor in Starkow 1830-1852) aufgeschriebenen Sage, wurde der erste Patronatsherr Iven von Starkow unter einem der Kirchenpfeiler begraben. Urkundlich belegt ist die Familie von Starkow an diesem Ort bis ins 15. Jhd. Die letzten Spuren des Wohnsitzes derer von Starkow sind heute in Form eines mit Findlingen aufgesetzten Uferwalls entlang der Barthe zu finden. Die Burg war, wie ebenfalls auf der schwedischen Matrikelkarte zu erkennen, vollständig von Wallgräben umgeben. Sie war sicher schon in slawischer Zeit als Feste vorhanden. Der sog. „Hofteich“ umfaßt die Reste der Wallgräben.
Im 17. Jhd., während des 30jährigen Krieges, wurde der Ort fast vollständig zerstört.
Während des weiteren zahlreichen Wirren und Kriege des 18. und frühen 19. Jhd. muß die Kirche wiederholt in ruinösem Zustand gewesen sein. Von der mittelalterlichen Ausstattung ist lediglich die schon erwähnte Taufe teilweise erhalten.
Nur durch den Verkauf von Kirchenwald konnte das Bauwerk in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. aus seinem desolaten Bauzstand gerettet werden und bekam einen neuen Dachstuhl und eine vollständige, wenn auch bescheidene, Innenausstattung in neugotischer Art.
Um 1880 wurde von der Stralsunder Orgelbaufirma Mehmel die mit 2 Manualen und 17 Registern außergewöhnlich große Orgel installiert. Sie ist unter anderem mit einem seltenen Ahornpfeifenregister ausgestattet, ihr wurde ein besonderer Klang nachgesagt. Leider ist die Orgel seit einigen Jahren unspielbar.
Nachtrag: Die Orgel wurde 2009 restauriert und wird neben dem Begleiten der Choräle in Gottesdiensten auch zu Konzerten genutzt.
Die gewaltige Kirche konnte durch die kleine Starkower Gemeinde allein nicht erhalten werden. Da staatliche und kirchliche Unterstützung in den 1970er und 1980er Jahren ausbleib, war das Baudenkmal in dieser Zeit erneut dem Verfall preisgegeben. Auf Initiative der Kirchengemeinde, die dem weiteren Verfall Einhalt gebieten wollte und mit Unterstützung der Partnergemeinde Hamburg-Sülldorf, den Landkreis Nordvorpommern sowie des Kirchenkreises konnte 1990 mit der Außensanierung der Kirche begonnen werden.
Zum Festgottesdienst anläßlich der 750-Jahrfeier der Kirche 1992, war das Dach neu eingedeckt und mit der Neuverglasung der Fenster begonnen worden. Seit der Beendigung des ersten Sanierungsabschnittes 1994 gibt das Äußere der Starkower Kirche wieder ein würdiges Zeugnis der Kulturgeschichte dieser Landschaft. Um auch einem der größten und ältesten frühgotischen Innenräume dieser Region dieses Prädikat wieder zugestehen zu können, werden noch einige Anstrengungen nötig sein.
Quelle: Schaukasten Starkower Kirche
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